Yaspers erklärende Worte zu seiner Botschaft vom 17.11.2020

Ich darf dir, hier und jetzt, die Vorsehung des Lebens/der Liebe/Gottes – und dein Mitwirken daran – in einer Geschichte erklären:

Ein meisterlicher Koch, Schöpfer wunderbarer und nahrhafter Speisen, bereitet eine besonders schmackhafte Suppe zu. Er verwendet dazu nur die besten Zutaten und Gewürze. Dann bittet er Gäste, die sich zum Essen bei ihm angemeldet haben, zu Tisch.

Als er als Gastgeber die köstlich duftende und dampfende Suppe in einer wunderschönen Terrine auf den festlich gedeckten Tisch stellt, ist die Erwartung der Eingeladenen groß. Der Koch erinnert die Sitzenden daran, dass alles, was er anbietet, gesegnet ist, und fügt lächelnd hinzu: „Bedient euch nun selbst. Ich bin zwar der Schöpfer dieser Speise, doch ihr könnt euch jetzt als Mitschöpfer betätigen.“ Dann zieht er sich diskret in den Hintergrund zurück.

Die Gäste blicken auf ihre leeren Teller, den Silberlöffel – und auf die handliche Schöpfkelle, die neben jedem Gedeck liegt. Einer von ihnen kann sich einen humorvollen Kommentar nicht verkneifen: „Mitschöpfer? Der Koch nennt uns wohl so, weil hier Selbstbedienung angesagt ist, und wir die Schöpfkelle benutzen sollen, um damit die Suppe unter uns aufzuteilen.“ Dieser Satz ist das Signal für alle am Tisch, sich zu bedienen.

Der Koch, der von seinem Werk vollkommen überzeugt ist, beobachtet von seinem Standpunkt aus nun die Verhaltensweisen der einzelnen Gäste: Ein sehr hungriger, um nicht zu sagen gieriger Mensch greift als Erster zu, taucht seine Kelle tief in die Terrine und fischt sich gleich die besten Fleischstücke heraus. Ohne die dampfende Konsistenz zu berücksichtigen, nimmt er den ersten Löffel zu sich und verbrennt sich gleich die Zunge. Ärgerlich blickt er sich nach dem Gastgeber um. ‚Welch grobe Fahrlässigkeit, den Gästen eine fast noch kochende Speise vorzusetzen!‘  Ob der aufgebrachte Kostgänger wohl den Rest der Suppe genießen kann?

Ein weiterer Eingeladener schöpft ebenfalls, doch ist er sehr misstrauisch und nimmt sich deshalb zunächst nur wenig. Mit in Falten gezogener Stirn schaut er sich genau die einzelnen Bestandteile an. Dabei hat er viele Fragen im Kopf: Angstfragen! ‚Ob der Koch wohl auch Bio-Gemüse verwendet hat? Wenn nicht, sind bestimmt Pestizide darin, die mich krankmachen können. – Das Fleisch lasse ich lieber ganz weg. Die armen Schlachttiere! Wegen mir sollen sie nicht gelitten haben.‘ Er überlegt … und mutmaßt … und es dauert lange, bis er sich getraut zu probieren. Leider ist mittlerweile die Suppe im Teller kalt geworden. Ob sie ihm wohl schmeckt?

Ein anderer Gast bedient sich ebenfalls, und während er auf das Abkühlen der Suppe wartet, beobachtet er neugierig seine Tischnachbarn. Was er sieht, macht ihn immer ärgerlicher: ‚Haben die denn gar keine Manieren? Da wird geschlürft, unnötig geredet; da werden gierig die besten Fleischstücke herausgefischt! Da kann einem ja der Appetit vergehen!‘ – Und das tut es dann auch …

Ein wenig verwundert betrachtet wird von den Sitzenden ein Teilnehmer, der nicht zur Schöpfkelle greift, sondern enttäuscht erklärt, dass er Suppe überhaupt nicht mag. Er habe sich etwas anderes vorgestellt und dem Koch auch im Vorfeld klar seine Wünsche geäußert. Es sei ihm unverständlich, dass ihm diese primitive Speise angeboten wird. Beleidigt verschränkt er die Arme und kann nicht zugeben, dass er sich selbst mit seiner Verweigerung schadet. Er wird wohl mit knurrendem Magen nach Hause gehen …

Ein sich als Gourmet bezeichnender Gast schöpft dagegen aus dem Vollen. Doch noch bevor er die Suppe kostet, greift er nach den auf dem Tisch bereitstehenden Nachwürz-Fläschchen und Dosen. Er weiß doch schließlich, was zum Verbessern eines solch simplen Gerichtes nötig ist. Großzügig würzt er mit Salz, Pfeffer, Geschmacksverstärker und zuletzt mit reichlich Chili nach. Ob dies wohl den Koch ärgert, der ihn dabei beobachtet? Keineswegs, denn er selbst hat die Würzmöglichkeiten auf den Tisch gestellt. Weshalb? Ist er doch nicht von seiner vollkommenen Kochkunst überzeugt? Doch, in jedem Fall! Aber er schenkt aus Respekt jedem Gast die Möglichkeit, nach eigenem Geschmack die Suppe in dessen eigenem Teller zu verändern – und Erfahrungen damit zu machen. Schließlich wird dadurch die Speise in der Terrine nicht verändert, sondern derjenige darf die Suppe auslöffeln, der sie sich selbst nachgewürzt hat … Mitfühlend sieht er, dass der ‚Gourmet‘ bereits nach dem ersten Löffel mit hochrotem Kopf zu husten beginnt. Um sich vor den anderen nicht zu blamieren, löffelt er dennoch den Teller leer. Der Beobachter ist sich gewiss: Früher oder später wird sich der ‚Mitschöpfer‘ von seinem Hochmut verabschieden und die Vollkommenheit der Speisen des ‚Schöpfers‘ erkennen und so annehmen können, wie sie sind.

Über eine weitere Verhaltensweise eines anderen Gastes berichte ich besonders gerne. Er beteiligt sich nicht an den oberflächlichen Gesprächen der am Tisch Sitzenden. Der einzige Satz, den er ganz zu Beginn spricht, gilt dem Koch, als dieser die Suppe aufträgt. Es sind Worte der Dankbarkeit dafür, eingeladen zu sein und beschenkt zu werden mit einer gewiss unvergleichlich schmackhaften und nahrhaften Speise. Er wartet geduldig ab, bis die Reihe des ‚Mitschöpfens‘ an ihm ist. Die Kelle taucht er tief in die Schüssel, füllt sie aber nur mit der Menge, die ihm angemessen erscheint und nimmt den ersten Löffel mit geschlossenen Augen zu sich. Welch ein Genuss! Welche Vielfalt! Welches Privileg, eingeladen zu sein und an diesem Tisch sitzen zu dürfen!

Was die so unterschiedlichen Gäste wohl an Erlebnissen, Erfahrungen und Erkenntnissen mit nach Hause nehmen? Obwohl sie von derselben Suppe schöpfen, werden ihre Aussagen anderen gegenüber sehr unterschiedlich sein. Nicht wenige werden abschätzig über die Einladung sprechen, die Qualität der Speise, das Angebotene und das Können des Kochs in Frage stellen. Wie gesegnet ist da der Eine, der sich in tiefer Dankbarkeit, gesättigt und reich beschenkt, auf den Heimweg macht.

In welchem der Eingeladenen erkennst du dich? Mitschöpfer bist du in jedem Fall, denn du entscheidest, wie du mit der Vorsehung des Schöpfers, die allen gleichermaßen dargeboten ist, umgehst …

In fürsorglicher Liebe

Yasper